Luzid
„Tritt ein in dein Unterbewusstsein Elisa. Was spürst du?“ Es ist seine Stimme, aber sein Mund bewegt sich nicht. Wie ein Echo stellt er immer wieder dieselbe Frage, während er ein metallisches Gerät an ihre Schamlippen führt.
Auch auf Englisch verfügbar
Luzid
Elisa ist verzweifelt. Seit nunmehr einer Woche ist sie komplett übernächtigt, wälzt sich ständig hin und her und findet einfach keine Ruhe. Sie fürchtet sich vor dem Einschlafen, denn wenn sie schließlich schläft, träumt sie jede Nacht dasselbe, wacht schweißgebadet und feucht zwischen den Schenkeln auf und kann sich nicht anders helfen, als ihrer verlangenden Lust schnellstmöglich Befriedigung zu verschaffen. Ein Orgasmus nach dem anderen überflutet sie mit sehnsuchtsvollen Gefühlen nach diesem einen Erlebnis, bei dem eine Person im Schatten steht. Es geht nicht um die Person, sondern was die Person mit ihr macht. Etwas, das sie in höchste Ekstase treibt, etwas, das wie ein schweres Gewicht ihren restlichen Tag bestimmt. Nur wenn sie diesen Traum realisiert, wird sie wieder ruhig schlafen können, denkt sie und fängt an, im Internet alle möglichen BDSM-Studios der Stadt ausfindig zu machen.
Eine Flut aus Agenturen und privaten Anbietern bringt Elisa zum Grübeln. Wünscht sie sich einen Master oder eine Mistress und würde sie sich nicht sogar wohlerfühlen, wenn sie ihre Augen geschlossen halten könnte, um ihrer Traumerfahrung so nah wie möglich zu sein? Mit einer ausgewählten Liste an Telefonnummern läuft sie in ihrer Wohnung auf und ab. Elisa ist fest entschlossen, diesem Spuk ein Ende zu bereiten und würde die Stimme wählen, die etwas in ihr auslöst. Sei es ein wohltuendes Kribbeln oder ein Ziehen in der Bauchgegend, sie würde ganz genau zuhören und eine Entscheidung treffen. Nach mehreren ernüchternden Gesprächen und nur noch wenigen übrig gebliebenen Nummern überkommt sie ein Gefühl der Erschöpfung. Frustriert lässt sich Elisa in ihrem Wohnzimmersessel fallen, das Ticken der Wanduhr wird immer lauter, als auf einmal das Handy neben ihr vibriert. Ein Schauer überkommt sie. Neugierig blickt sie auf das Display, auf dem steht „Sir Ian erwartet dich bereits!“ Mit einer Wegbeschreibung und einem Link zu seiner Website. Woher hatte er ihre Nummer? Hatte einer von ihren letzten Anrufen jemanden dazu ermutigt, ihren Wunsch weiterzuleiten? Hellwach springt Elisa aus dem Sessel und läuft in die Küche, um die Website auf ihrem Laptop zu überprüfen.
-Erlebe den Inbegriff von diskretem Luxus in BDSM-, ein Mann mit langen Haaren steht in einem mystischen Wald, auf einem anderen Bild sitzt er in einem prunkvollen Zimmer, umgeben von tausenden Büchern, ein sanftes Licht umspielt seine Gestalt. Man sieht ihn nur von hinten, aber das, was Elisa erkennt, wirkt sich sofort auf ihren Körper aus. Ihre Handflächen beginnen zu schwitzen, in ihrem Unterleib steigt eine wohlige Wärme auf und zwischen ihren Schenkeln entwickelt sich ein erstes Feuer. Ohne weitere Überlegungen schreibt sie zurück und verkündet ihre Ankunft in einer Stunde am genannten Ort, ein Schloss außerhalb Londons.
„Zur Traumdeutung hier entlang“, besagt der Zettel, der unter einem Stein vor der pompösen Eingangshalle des Schlosses liegt. Elisa schiebt sich vorsichtig durch die Metalltür, die mindestens doppelt so groß ist wie sie. Der Geruch von Sandelholz und verbranntem Salbei durchströmt ihre Nase, der Boden knackt bei jedem Schritt unter ihren Füßen und gibt seltsam nach, als würde sie auf Wolken laufen. Sobald sie das Foyer betritt, bleibt sie stehen und blickt ehrfürchtig nach oben. Hier scheint es unzählige Geschosse zu geben, die in Treppen über Treppen miteinander verschmelzen. Wo ist der Anfang und wo das Ende? Sie kann sich nicht erinnern, jemals so ein Gebäude gesehen zu haben, es wirkt märchenhaft, fast mystisch. Rauschen empfängt sie wie eine milde Herbstbrise, als jemand von hinten ihre Augen verbindet. Ihre Hände ertasten die Augenbinde, durch die sie nur noch schemenhaft ihre Umgebung wahrnehmen kann. Wie die zarteste Seide, die ihre Haut berührt, fühlt sie sich geborgen und lässt sich von dem Mann, der ihre Hand hält, führen. Nachdem sie eine Vielzahl von Räumen durchquert haben, öffnet sich quietschend eine Tür ganz ohne Fremdeinwirkung. Elisa schaut auf ihre Hand, die in seiner ruht und spürt einen leichten Druck, der sie ermuntert, der Wahrheit ihres Traums endlich auf den Grund zu gehen.
Als sie das Zimmer betreten hatten, konnte sie durch ihre Augenbinde beobachten, wie Sir Ian sich auf die Knie begab, um ihre Hose runterziehen und ihren Slip zu entfernen. Elisa wartet geduldig auf die nächste Ansage, doch bisher hat er nicht gesprochen und auch jetzt sind es einzig seine Berührungen, die ihr den Weg weisen. Sie nimmt den Geruch von Leder wahr und erinnert sich an die Fotografien mit Sir Ians Rückenansicht. Er trug eine Lederjacke, das muss dieselbe sein, die er jetzt trägt, denkt sie, denn bei jeder Bewegung hört sie die knirschenden Geräusche, die durch Reibung entstehen. Während Elisa nur mit Augenbinde und in ihrem Strickpullover gekleidet versucht, das Interieur des Raumes zu erspüren, denkt sie an die unzähligen Male beim Frauenarzt; ein Bild, dass ihre Träume seither bestimmt.
„Tritt ein in dein Unterbewusstsein!“ War das seine Stimme? Sie kann es nicht definieren. Es klang wie aus Boxen, die den ganzen Raum beschallen. Das Rauschen in ihren Ohren wird lauter, bevor es ganz still wird. Seine Hand führt sie zu einem gepolsterten Stuhl. Elisa setzt sich, ihr Oberkörper lehnt sich sanft nach hinten, während Sir Ian einen Fuß nach dem anderen auf eine Fußstütze legt. Vogelgezwitscher und der Duft von Regen umgibt sie. Wie kann das sein? Denkt sie und versucht ihren Puls zu beruhigen. Ihr entblößtes Geschlecht und das Klirren von Instrumenten machen sie unruhig, dennoch fühlt sie eine gewisse Geborgenheit. Sie war hier schon einmal, das ist der Traum, der gelebt werden muss. Durch ihre Augenbinde versucht Elisa sich einen Reim zu machen und die Puzzleteile irgendwie zusammenzufügen. Sie sieht wie Sir Ian ein Tablett mit vielen metallischen Instrumenten vorbereitet, wie er einen Hocker zu ihren Füßen rollt und wie er ihren Stuhl mit einer Fernbedienung benutzt, um sie hochzufahren. Mit gespreizten Beinen bahnen sich erste Tropfen der Erregung ihren Weg zu ihrem Po. Elisa atmet tief und langsam ein und aus, während Sir Ian ihre Knöchel umfasst. Seine Hände sind stark, sie durchfluten sie mit einer wohligen Wärme. Nur schemenhaft kann sie sein Gesicht erkennen, es ist irgendwie verschwommen, die langen Haare verbergen seine Identität. Er zieht seine Lederjacke aus, dann schiebt er das Tablett näher zu sich heran und rollt seinen Hocker zwischen ihre Schenkel.
„Tritt ein in dein Unterbewusstsein Elisa. Was spürst du?“ Es ist seine Stimme, aber sein Mund bewegt sich nicht. Wie ein Echo stellt er immer wieder dieselbe Frage, während er ein metallisches Gerät an ihre Schamlippen führt. Das kalte Metall entflammt Elisa in einem Maße, sodass ihr ein schwerer Seufzer entgleitet. Sir Ian bewegt das Instrument langsam zwischen ihren feuchten Schamlippen auf und ab, bevor er die Spitze in ihre Vagina einführt. Die Form besteht aus mehreren Kugeln und wird, je tiefer er in sie eindringt, immer dicker. Ihre Innenwände empfangen das metallische Instrument, indem sie zucken und immer mehr Sekret produzieren, bis die letzte Kugel schließlich ganz in ihr steckt. Elisa wimmert und atmet hastig, sie ist vollkommen ausgefüllt und sehnt sich nach mehr Stimulation. Als ob Sir Ian Gedanken lesen könnte, platziert er einen Vibrator an ihre Klit und bewegt gleichzeitig das Kugelinstrument in ihrer Vagina hin und her. Elisas Hände klammern sich an die Armstützen und ihre Knöchel drücken gegen den Rahmen der Fußstützen. Sie spreizt ihre Beine weiter, sie will ihm vollen Zugang gewähren und endlich Erleuchtung erlangen. Doch bevor die alles entscheidende Pforte geöffnet wird, beschert Sir Ian ihr multiple Orgasmen. Sie kommt durch die heftigen Vibrationen an ihrer Klit, sie kommt durch die schnellen Stöße des Kugelinstruments, das sie weit dehnt, sie kommt durch den warmen Saft, der sich um ihren Po sammelt.
„Es ist Zeit … Zeit … Zeit!“, die Worte verdoppeln, verdreifachten sich, als hätte man einen Tonträger mit derselben Stimme überlagert. Die Luft wird dicker, luftfeucht wie in einer kleinen schwedischen Sauna als Sir Ian ein anderes Instrument vom Tablet zieht. Elisa erkennt nur die Form eines Stabes unter ihrer verschwommenen Sicht und einen zarten Schimmer, der sich zwischen seinen Fingern verändert. Was zur Hölle ist das? Denkt sie und die Stimmen um sie herum werden lauter. „Tritt ein in dein Unterbewusstsein, es ist Zeit.“ Als Sir Ian mit einem Ruck den Stab in ihre Vagina stößt, ereignet sich vor ihrem inneren Auge folgende Szene: Elisa ist 7 Jahre und spielt in ihrem Kinderzimmer mit ihrer Freundin, Ärztin und Patientin. Sie liegt auf dem Rücken und hält ein Thermometer in der Hand, ein kleiner, einfacher Stab aus Metall und unechten Ziffern. Als sie auf ihr rot-weißes Pünktchenkleid herunterschaut und ihrer Freundin das Thermometer reicht, spreizt sie ihre Beine zaghaft. Es ist der Moment, der alles für sie verändert. Das kühle Metall, das ihre Innenwände zum ersten Mal berührt, wird zu einer nie dagewesen Sehnsucht. Es ist der Anfang einer wachsenden Begierde, ein immer wiederkehrender Traum.
Schweißgebadet wacht Elisa in ihrem Wohnzimmersessel auf, das rhythmische Ticken der Wanduhr durchdringt ihre Benommenheit, als sie nicht wie sonst ihrer verlangenden Lust schnellstmöglich Befriedigung verschafft, sondern zu ihrem Laptop in die Küche eilt. Hastig gibt sie den Namen Sir Ian – BDSM – London ein und kann nicht fassen, was sie sieht. Es ist dasselbe Schloss, dieselbe Umgebung, derselbe Mann mit Lederjacke und langen Haaren, dessen Gesicht stets im Verborgenen bleibt.