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Hallo Liebesmuskel – Mit dem richtigen Workout zu besserem Sex

Beim Liebesmuskel-Training geht es vor allem um zwei wichtige Phasen, der Anspannung und der Entspannung. Nur diese Kombination ermöglicht ein luststeigerndes Erlebnis.

Von Anne Lomberg am September 21, 2023 -
Aktualisiert am Oktober 21, 2023

Auch auf Englisch verfügbar
Hello Love Muscle

Den Beckenboden bringen die meisten sofort mit Blasenschwäche oder Geburt und den unschönen Nachwehen, wenn die Muskulatur erschlafft, in Zusammenhang. Aber ein starker Beckenboden hat noch viel mehr zu bieten, wenn es darum geht, sich seiner weiblichen Kraft bewusst zu werden und besseren Sex zu genießen. Denn ein gezieltes Beckenbodentraining sorgt für mehr Empfindsamkeit und folglich intensivere Orgasmen und nicht nur Frauen, sondern auch Männer profitieren vom regelmäßigen Sex-Workout. Die Geschlechtsorgane werden besser durchblutet und längere Liebessessions gestalten sich problemlos. Und wenn wir schon beim Namen Liebe angekommen sind, so können wir dem Beckenboden auch unter dem passenderen Begriff `Liebesmuskel` einordnen, um jetzt mal von den medizinischen Zusammenhängen abzuweichen.

Visuell können wir unseren Liebesmuskel aka Beckenboden wie eine Hängematte vorstellen, die die darüberliegenden Organe wie Blase, Darm oder auch die Gebärmutter bei Frauen festhält. Wenn dieser Muskel, der PC-Muskel zu schwach ist, verliert er an Spannung und die Hängematte mit den genannten Organen hängt durch. Dadurch verschieben sich die Organe und es kommt zu negativen Folgen wie Unwohlgefühl im Geschlechts- sowie Verdauungsbereich, untere Rückenschmerzen, aber auch sexuelle Unlust. Aus diesem Grund ist es total wichtig, den PC-Muskel vorzeitig zu stärken, noch bevor es zu einer Beckenbodenschwäche kommt. Mit einem gezielten Liebesmuskel-Training (Sex-Workout) wird die Hängematte wieder elastisch und stabil, sodass Organe an Ort und Stelle bleiben und die Power der Sexualität frisch entfacht.

Sex-Workout

Beim Liebesmuskel-Training geht es vor allem um zwei wichtige Phasen, der Anspannung und der Entspannung. Nur diese Kombination ermöglicht ein luststeigerndes Erlebnis und kann tatsächlich ganz einfach in den Alltag integriert werden. Beginnen wir mit der Atmung, der Basis, um sich dem Beckenboden überhaupt erst mal bewusst zu werden. Dafür empfehle ich eine erhöhte Sitzhaltung beispielweise auf einem Yoga-Block oder ein paar Büchern. Mit beiden Händen auf dem unteren Bauch bringen wir die Aufmerksamkeit zum Zentrum und beginnen mit tiefen und langen Atemzügen, bei denen wir im nächsten Schritt unser Becken mit der Einatmung nach hinten schieben und mit der Ausatmung wieder nach vorn kippen. Dadurch wird der Liebesmuskel ohne großen Aufwand trainiert, allein durch ein paar Atemzüge und dem Bewegen des Beckens. Bewegung ist generell Grundvoraussetzung für einen starken Liebesmuskel. In unserem heutigen Alltag, der bei vielen in der digitalen Welt stattfindet, sitzen die meisten mehrere Stunden vorm Rechner, was automatisch zu einem Bewegungsmangel führt. Mit kleinen Pausen und Yogaübungen, die sich auf das Becken konzentrieren, kommt wieder Schwung in die Hüften. Dafür reichen einfache Übungen, wie auf allen vieren mit dem Becken kreisen sowie nach vorne und hinten schaukeln. Spielerisch bleiben heißt die Devise und vor allem sich zunächst dem Beckenboden achtsam annähern und kennenlernen.

Im zweiten Teil geht es ums innere Fühlen, damit meine ich, sich mit der Vagina zu verbinden und mal ein oder zwei Finger einzuführen. Hier kann man die Kontraktionen selbst spüren und feststellen, ob der Liebesmuskel gut trainiert ist oder nicht. Bei der Anspannung, dem tiefen Einatmen schließt sich der Muskel eng um die Finger zusammen, während bei der Entspannung und dem freien Ausatmen vielleicht sogar stöhnen, die Finger wieder losgelassen werden. Auch in Kombination mit einem Partner kann dies wunderbar trainiert werden, indem er oder sie die Finger einführt und ihr dabei kommuniziert, wie es sich anfühlt.

Mit gezieltem Kegeltraining und dem Einsatz von Liebeskugeln oder Yoni-Eiern lässt sich der Liebesmuskel entspannt stärken, ohne dass man das Gefühl hat, irgendwas zu machen, aber Vorsicht, Muskelkatergefahr! Es ist wichtig, mit den Gewichten klein zu beginnen, um sich dann mit einer stärkeren Beckenbodenmuskulatur langsam zu steigern. Auch der Rhythmus spielt eine entscheidende Rolle, also wie oft sollte ich die Kugeln am Tag tragen. Am Anfang empfiehlt sich ein Training von 15 Minuten, später kann man die Kugeln beim Einkaufen, Yoga und allen anderen Alltagserledigungen tragen. Yoni-Eier und Liebeskugeln gibt es in den verschiedensten Formen und Ausführungen. Allen Anfängerinnen würde ich zunächst Kugeln mit Rückholbändchen empfehlen, einfach um sich mental auf das Gefühl des einfachen Herauslösens verlassen zu können. Außerdem sollte man bei den ausgewählten Produkten unbedingt auf die Materialverarbeitung sowie merkwürdige Gerüche achten. Nicht poröse Materialien, eine hochwertige Verarbeitungsqualität sowie ein neutraler Duft machen den Unterschied. Vor dem Einführen bitte unbedingt waschen und desinfizieren!

Mit mehr Kontrolle zu intensiveren Orgasmen

Ein starker Liebesmuskel bringt mehr Lust ins Schlafzimmer, ob allein oder mit einem Partner. Es geht darum, den eigenen Körper besser kennenzulernen, dem Bewusstwerden der Weiblichkeit mit einer kontrollierten Kontraktion zur Verengung der Vagina. Denn dadurch spürt man alles viel intensiver, ob bei Penetration oder Masturbation. Je trainierter der Liebesmuskel ist, so empfindsamer ist er. Außerdem wird durch ein regelmäßiges Training die Durchblutung gefördert, sodass Nervenenden leichter gereizt werden.

Eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung ist Key für guten und vor allem lustvollen Sex. Der PC-Muskel wird bewegt und der Liebesmuskel durchblutet, was wiederum zu einer optimalen Durchfeuchtung der Vagina führt. Wer den Liebesmuskel zu stark anspannt, läuft Gefahr, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr zu spüren, außerdem ist die Anspannung sehr anstrengend und Empfindungen werden auf ein Minimum reduziert. Ein Grund mehr, Gefühle und Wünsche stets offen zu kommunizieren und zwar nicht nur mit dem jeweiligen Partner, sondern auch mit sich selbst. In der Lage zu sein, seinen eigenen Körper in- und auswendig zu kennen und auf dessen Bedürfnisse zu reagieren, ist enorm empowernd. Denn dadurch wissen wir nicht nur, was uns guttut, auf welche Reize wir positiv oder sogar negativ reagieren, sondern können bewusst Sex erleben und zelebrieren. Sich mit dem Liebesmuskel zu verbinden, diesen erstmals richtig wahrzunehmen, damit zu spielen und kontrollieren, eröffnet neue Möglichkeiten, die zu höchster Befriedigung führen. Wie immer appelliere ich an eine regelmäßige Masturbationsroutine neben den oben genannten Trainingseinheiten, denn auch beim experimentierfreudigen Erkunden mit sich selbst und dem Integrieren von ausgewählten Sextoys ist der Liebesmuskel allgegenwärtig und wartet nur auf ein paar Liebkosungen, um aktiv aufgebaut zu werden.

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