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Kenne deine Lust

Weibliche Lust bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und wir sind in der Lage, diese positive Energie weiterzugeben, an unsere Freundinnen, an unsere Partner, an unsere Kinder und an uns selbst.

Von Anne Lomberg am Juli 3, 2023 -
Aktualisiert am Oktober 21, 2023

Auch auf Englisch verfügbar
Know your pleasure

Machen wir uns nichts vor, offen über Sex und Lust zu reden, weckt unterschiedliche Emotionen, die meistens mit Scham behaftet sind. Obwohl Sex ein Grundbedürfnis wie schlafen und essen ist, kommunizieren wir diesen Teil unseres Lebens lieber im Stillen. Schuld dafür sind kulturelle Ideologien, unzureichende Aufklärung sowie die Botschaft der inessenziellen Belanglosigkeit unserer Lust. Dabei wissen wir mittlerweile, wie wichtig das Ausleben sexueller Lust ist und welche positive Auswirkungen Orgasmen auf unseren Körper und Geist haben. have on our bodies and minds.

In unserer Geschichte der weiblichen Sexualität stoßen wir immer wieder auf diskriminierende Zusammenhänge unserer Geschlechtsorgane. So wurde der Uterus für körperliche und psychische Krankheiten verantwortlich gemacht. Die Griechen gaben ihm dem Namen Hysterie, was übersetzt Uterus bedeutet. Im Mittelalter galten weibliche Genitalien als abstoßend, sie nannten sie Pudere (sich schämen) und gelten seitdem als Quelle für Krankheiten, schlechte Gesundheit, Angstzustände und Depressionen; ein Nährboden für langfristige Auswirkungen auf die weibliche Zukunft wurde geschaffen, der bis heute besteht. Zwar sind wir in unserem Denken, einer fortschrittlicheren Art Sexualität zu lehren, auszuleben und zu kommunizieren, deutlich weitergekommen, dennoch besteht ein großes Defizit, wenn wir uns mit der weiblichen Lust auseinandersetzen angefangen mit den Grundlagen der weiblichen Anatomie

Klitoris als Lustorgan

Die Klitoris ist der empfindlichste Teil des weiblichen Körpers, der Teil, der beim Sex eine wesentliche Rolle spielt, der Teil, bei dem die meisten Frauen zum Orgasmus kommen und nicht wie angenommen einzig durch vaginale Penetration herbeigeführt wird. Wir sehen äußerlich nur ein kleines Stück dieses Organs, welches von der Klitorisvorhaut umschlossen wird. Der Rest befindet sich im Inneren unserer Vagina. Wusstest du, dass der G-Punkt deine Klitoris ist, die von innen stimuliert wird? Der Schwellkörper der inneren Klitoris vergrößert sich bei Erregung und drückt gegen die Vorderwand der Vagina, sodass es zu einem Orgasmus kommen kann. Die meisten Empfindungen kommen jedoch von der Klitoriseichel, dem äußeren Teil der sogenannten „Klit“, deshalb sollten wir uns mit diesem Organ besser auseinandersetzen und beim Sex mehr integrieren.

Falsche Mythen über die weibliche Anatomie machen deutlich, wie schwer es uns fällt, unsere Geschlechtsorgane als etwas Schönes wahrzunehmen, ganz zu schweigen davon, es überhaupt zu kennen. Viele Frauen leben in Beziehungen, ohne sich mit ihrer Lust auseinanderzusetzen und empfinden dies als völlig normal. Sie reden nicht einmal darüber, wie sie ihr Sexleben verändern oder verbessern können. Ziemlich schockierend, wenn man so darüber nachdenkt, aber auch kein Wunder, wenn wir unsere Gesellschaft betrachten und kulturelle Skripte mit einbeziehen, wie man sich sexuell zu verhalten hat. Dazu führt, dass viele Frauen noch nie einen Orgasmus erlebt haben, nicht weil sie es vortäuschen, sondern weil sie nicht wissen, wie es sich überhaupt anfühlt.

Hier ein paar interessante Facts über die verschiedenen Orgasmen, die Frau überhaupt haben kann. Es gibt den klitoralen Orgasmus, der bei den meisten Frauen zielführend ist. Dann gibt es den vaginalen Orgasmus durch Penetration oder Sextoys. Es gibt gemischte Orgasmen, z.B. aus einer Kombination von vaginaler und klitoraler Stimulation oder auch aus einer vaginalen, klitoralen und analen Stimulation. Es gibt den analen Orgasmus und es gibt Squirting. Beim Squirting wird der Harnröhrenschwamm stimuliert und Flüssigkeit abgesondert. Schon beeindruckend, wenn man sich vor Augen führt auf wie viele verschiedene Arten wir eigentlich zum Höhepunkt kommen können, wenn man sich mit der Anatomie etwas mehr beschäftigt und auch mal selbst Hand anlegt.

Masturbation

Hast du schon mal was von Interozeption gehört? Interozeption ist der Teil der Sensibilität, der Vorgänge aus dem Körperinneren erfasst, was so viel bedeutet, dass du in der Lage bist, die ersten Anzeichen von Erregung zu erkennen und zu wissen, was sich gut und nicht so gut anfühlt. Deshalb ist Selbstbefriedigung so wichtig, um zu verstehen, was in dir vorgeht, was sich für dich besonders angenehm anfühlt und wie du am besten zum Höhepunkt kommst.

Sextoys sind hilfreiche Tools, die dir zur Verfügung stehen, um deine Lust besser zu verstehen und zu erkunden. Dabei kann es überwältigend sein, wenn wir uns den enormen Markt an Sextoys anschauen, sodass man vollkommen überfordert ist, wo man überhaupt anfangen soll. Hier gebe ich dir ein paar Richtlinien, wie du beim Sextoykauf vorgehen kannst, um dich nach und nach auszustatten.

  • Beginne mit Auflegevibratoren: Auflegevibratoren sind eine gute Möglichkeit, um deine persönliche Sextoyerfahrung langsam angehen zu lassen, ohne etwas einzuführen. Dabei unterscheiden wir zwischen klassischer Vibration und Airpulse-Technologie. Du kannst beide Varianten ausprobieren und dann selbst entscheiden, was sich für dich besser anfühlt. Ich stehe eher auf Vibrationen, da mir das Gefühl gefällt zu wissen, wann sich ein Orgasmus aufbaut, ohne von einem Höhepunkt zum nächsten überrascht zu werden, wie es bei der Airpulse-Technologie passiert. Denn dabei wird deine Klit mit Druckwellen anstatt mit Vibrationen stimuliert.
  • Wenn du deine Vagina mit einbeziehen und gleichzeitig die Klit stimulieren möchtest, solltest du einen Rabbitvibrator ausprobieren. Der Vorteil, du kannst nach Lust und Laune variieren und experimentieren. Die meisten Rabbitvibratoren sind mit zwei Motoren ausgestattet, sodass du die Vibrationen individuell steuern kannst.
  • Falls du nach einem Vibrator suchst, den du zusammen mit deinem Partner verwenden kannst, empfehle ich freihändige Vibratoren. Diese Art von Vibratoren lassen sich einführen und können gleichzeitig zur Penetration verwendet werden. Sie sind unaufdringlich im Design, stimulieren deine Klit sowie G-Punkt und dein Partner profitiert außerdem von den Vibrationen.
  • Kein Fan von Vibratoren? Kein Problem. Der Sextoy-Markt bietet eine riesige Auswahl an Dildos an, dabei musst du dich nur für Material, Optik und Größe entscheiden. Ich bevorzuge Glasdildos, weil mir die Textur besonders gut gefällt und visuell viele Fantasien weckt.
  • Jetzt hast du bereits ein paar Erfahrungen mit verschiedenen Arten von Sextoys gesammelt und bist bereit, dich anal auszuprobieren. Wenn es um Analtoys geht, solltest du mit kleineren Modellen starten, um ein erstes Gefühl zu bekommen und dich nicht zu überfordern. Wichtig ist, dass ein Analplug immer eine Basis haben muss, sodass er nicht in deinem Hintern verschwindet. Außerdem empfehle ich zum Analplug-Spiel unbedingt Gleitgel.  

Kommunikation ist entscheidend

Kenne deinen Körper, kenne deine Lust und gehe offen damit um. Sex ist für unser Wohlbefinden wichtig und verdient zu Unrecht ein Schweigeverbot. Weibliche Lust bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und wir sind in der Lage, diese positive Energie weiterzugeben, an unsere Freundinnen, an unsere Partner, an unsere Kinder und an uns selbst. Rede über deine Wünsche und Bedürfnisse ohne Scham, denn sexuelle Wellness ist endlich gesellschaftsfähig und wir sollten das zelebrieren mit der Erkenntnis, dass es uns glücklicher, gesünder und selbstbewusster macht.

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